Dienstag, 24. Februar 2009

Der Abschied

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Der Regen prasselte auf das Bahnhofsdach, ein kalter Wind fegte am Bahngleis entlang. Es war schon spät, der Bahnhof war Menschen leer, nur der Schaffner stand, in einiger Entfernung von einem Paar, grimmig am Bahngleis 7 und zog den Reißverschluss seines Mantels bis zum Anschlag hoch.
Sie stand nur da, und weinte. Er suchte nach Worten, doch ihm wollte einfach keine einfallen. Er sah ihr ins Gesicht, die Tränen liefen ihr die Wange runter, ihre Schminke verlief langsam und ihre langen Haare wehten im eisigen Wind.
Ein lautes schrilles Pfeifen unterbrach ihr Schweigen. Sie drehte sich langsam um und stieg in den Zug. Jetzt musste auch er weinen. Er sah sie in ein kleines Abteil gehen, die Tür vorsichtig zuschieben und die Hand an das Fenster pressen, er tat es ihr gleich. Die Fenster beschlugen von ihrem Atem. Mit einem lauten Schnauben und Ätzen setzen die gewaltigen stählernen Räder des Zuges sich langsam in Bewegung. Immer noch hatte der die Hand fest an das kalte Fenster gepresst. Erst am Ende des Bahnsteiges ließ er die Fensterscheibe los. Er sah nur noch die runden, roten Leuchten des Zuges verschwimmen bis der Nebel sie ganz verschluckte.
Er stand nur da und schaute mit leerem Blick in den Nebel, wo vor kurzen noch die roten Leuchten des Zuges zu sehen waren. Er stand eine ganze Weile da, der kalte Wind hatte seine Tränen bereits getrocknet. Langsam schlendernd und mit hängenden Schultern ging er von dem Bahngleis, nicht wissend ob er sie je wieder sehen wird.
Tobias Pietrzyk

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