Dienstag, 24. Februar 2009

Heimweh

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören.
Diejenigen die geschlafen haben werden wach. Jetzt kommt Leben ins Abteil. Schon war von draußen Gebrüll zu hören. Obergefreiter Ravenhorst erhebt sich schlaftrunken und nimmt den Karabiner vom Haken und setzt den Stahlhelm auf. Die Waggongtür wird aufgerissen und ein Major kommt zum Vorschein. Schon brüllte er: “Kompanie rausgetreten!“ Ravenhorst tritt auf einen alten Bahnhof. “Das ist also Smolensk“, denkt er “sieht ja fast wie zuhause aus“. Er merkt wie ihn ein leichtes Heimweh befällt. Er denkt an den Bahnhof zuhause. Dort hat er seine Freundin kennen gelernt.
Die Kompanie sammelt sich neben den Zug und steht stramm. Der Major beginnt die Lage zu erklären: „Kameraden! Ich bin Major Meier, euer neuer Kompanieführer. Ich werde sie nun in die Lage einweisen. Wie sie wissen befinden sie sich im Hauptbahnhof von Smolensk. Die HKL (Hauptkampflinie)ist um die 40km entfernt. Unsre Kompanie wird als Verstärkung für die 11.Infantriedivision eingesetzt, die in letzter zeit schwere Verluste hinnehmen musste. Ihr werdet zusammen mit der 24.Panzerdivision versuchen den Iwan (Russen) bis nach Wjasma zurückzudrängen. Er hat sich in den dichten Wäldern verschanzt und kämpft verbissen. Stellen sie sich also auf einen harten Kampf ein. Die genauen Einzelheiten erläutere ich euch wenn wir da sind. So, genug geredet. Ihr seit bestimmt hungrig Männer.“ Die ganze Kompanie antwortet: “Jawohl Herr Major.“
„Gut. Dann geht zur Gulaschkanone. Kompanie weggetreten!“ sagt der Major. „Jawohl Herr Major.“ antwortet die Kompanie und tritt weg. Ravenhorst und sein Freund Gefreiter Grote gehen auf die Gulaschkanone(Feldküche) zu. Da schreit einer:“Fliiiegeralarm!!!!“ Ravenhorst blickt erschrocken nach oben und erkennt 5 schwarze Punkte die schnell näher kommen. Einige Männer werfen sich flach auf den Boden. Andere suchen Deckung. Ravenhorst und Grote werfen sich in einen Graben. Schon beginnt die 2cm Vierlingsflak in Richtung der Punkte zu schießen. „Das fängt ja schon gut an“, denkt Ravenhorst.
Die Flieger kommen immer näher. Jetzt kann Ravenhorst erkennen dass es sich um IL2 Erdkampfflugzeuge handelt. Jede der Maschinen trägt 2 100kg Bomben unter den Flügeln. Die erste Maschine klinkt die Bomben aus, und sie explodieren mitten auf dem Bahnsteig. Auch die zweite IL2 löst jetzt die Bomben aus.
Sie schlagen dicht neben einem Bahnwaggong auf und explodieren. Ravenhorst blickt nach oben, und sieht das eine IL2 brennt. Die Flak hat sie erwischt. Sie fliegt noch über den Bahnhof hinweg und kracht nicht weit entfernt in den Boden. Die zwei anderen IL2 scheinen Nervös geworden zu sein. Sie lösen die Bomben ungezielt aus und richten keinen großen Schaden an. Die verbleibenden vier Maschinen drehen ab. „Verdammte Scheiße “, flucht Ravenhorst „ Wo ist denn unsere verdammte Luftwaffe?“ „Wahrscheinlich lässt sie der dicke Lamettahengst(Göring Oberbefehlshaber der Luftwaffe) gerade wieder Paraden fliegen.“ witzelt Grote. Das Ergebnis des Angriffs war nicht gerade ermutigend. 5 Eisenbahnwaggongs sind völlig zerstört und 5 Fahrzeuge sind schwer beschädigt. Es gibt 13 Verwundete und 8 Tote. Ravenhorst und Grote kommen aus der Deckung hervor und laufen wieder in Richtung Feldküche. Sie sehen noch wie 2 Sanitäter einen Toten davontragen.
„Sieht gar nicht so aus wie in dem Wehrmachtsbericht der Heimat. Von wegen die rote Luftwaffe ist völlig zerstört.“ denkt Ravenhorst. „Hoffentlich gibt es jetzt wenigstens was ordentliches Essen“ sagt er zu Grote. „Das glaube ich nicht.“ erwidert dieser und deutet nach vorne. Dort wo noch vor 10 Minuten die Feldküche stand ist jetzt nur noch ein durchlöchertes Stück Metall und Holz. Die Erbsensuppe mit Speck tropft in den Boden. „Mein Lieblingsessen“. Denkt Ravenhorst. Wieder musste er an seine Heimat denken. Er denkt daran wie seine Mutter ihm das Lieblingsessen kocht. „Was meine Mutter jetzt wohl gerade macht.“ Fragt er sich. Sie bekommen als Ersatz für die Suppe jeder ein 300 Gramm Komissbrot mit etwas Hartwurst. Nach dem Verzehr steht die Kompanie noch einmal mit knurrenden Mägen auf dem Bahnhof stramm. Dann beginnen sie in Richtung Front zu marschieren. „Das kann ja heiter werden“ denkt Ravenhorst. Nicht allzu weit entfernt ist schon der Geschützdonner zu hören.


Philip Voss

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