Dienstag, 24. Februar 2009

Die Veränderung

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Die Aufregung und Anspannung war ihr ins Gesicht geschrieben. Doch sie war nicht allein, denn wie jedes Wochenende waren hunderte von Frauen auf dem überfüllten Bahnsteig. Diese Frauen hatten alle den gleichen Gesichtsausdruck, von Hoffnung und Angst. Wird er diesmal dabei sein, oder muss wie letzte Woche sagen das ihr Vater wieder nicht dabei ist? Wird es ihm gut gehen? Wird er der Alte sein, oder werden ihn die schrecklichen Bilder, die er gesehen hat, verändert haben? Hoffentlich ist er gesund und kommt endlich Heim. Die Sonne schien endlich wieder nach den schlimmen Regentagen. Doch nun wurden endlich die Türen des Zuges geöffnet und die Männer strömten in zerlumpten Klamotten aus dem Zug. Unruhe machte sich auf dem Bahnsteig breit, denn die Männer bahnten sich den Weg zu ihren Frauen. Überall umarmten sich die Männer und Frauen, die in Tränen ausbrachen. Sie streckte sich, um über die Menschenmenge hinweg schauen zu können, doch sie sah in immer noch nicht. So langsam füllte sich das Gesicht mit Tränen und die Frage vor der alle Angst hatten drängte ihr ins Gedächtnis: Leb ihr Mann überhaupt noch? Wird er jemals zurückkommen? Doch kurz nachdem sie den Gedanken abgeschlossen hatte, sah sie ihren Mann. Er kam auf sie zugelaufen und nun füllten sich ihr Augen mit Freudentränen, doch sie spürte und sah, dass ihr Mann sehr mitgenommen von der Kriegszeit war und sein Gesicht mit Narben versäht war. Die Freude jedoch, dass er überlebt hat stand im Vordergrund. Als er nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war, rannte sie auf ihn zu und umarmte ihn, doch er erwiderte die Umarmung nicht. Er stand regungslos dar und ließ die Arme nach unten hin herabbaumeln. Die Kälte in ihm war deutlich zu spüren. Auf einmal fing es an zu Regnen und es wurde Finster…
Manuel Lemkens

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