Donnerstag, 26. Februar 2009

Wie jeden Morgen

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Viele Leute drängten sich an den Bahnsteig. Die Türen öffneten sich und die vielen Menschen kamen in Massen aus dem Zug.
Es war kalt und laut. Windböen zogen durch die Bahnhofshalle und wirbelten Papier vom Boden umher.
Menschen stiegen in den Zug ein nachdem die Türen nicht mehr von den aussteigenden blockiert waren.
Ich hörte die Durchsage in der mein Zug genannt wurde.
Sie war laut und undeutlich.
Es war wie jeden Morgen.
Ich stieg in den Zug ein und bemerkte den bekannten muffigen Geruch nach den vielen Menschen um mich herum. Der Geruch der Großstadt, der Geruch nach Heimat.
Während ich mir einen freien Sitzplatz suchte sah ich unzählige bekannte Gesichter. Menschen dessen Namen man nicht kennt. Jene Menschen die man nur mit einem schlichten Kopfnicken begrüßt, mit denen man nie ein Wort geredet hat.
Ich setzte mich an ein Fenster entgegen der Fahrtrichtung. Ein Mann saß mir gegenüber.
Durch die große Glasscheibe waren Leute zu sehen die noch versuchten den Zug zu erreichen. Aber sie verschwammen als die Fensterscheibe durch meinen Atem beschlug. Ich wischte diese Wand zwischen der Außenwelt und mir mit dem Ärmel weg. Ich wünschte oft man könnte auch sein Leben einen Moment von der Realität abtrennen. Einen Moment in dem alles verschwimmt, wie die Leute draußen.
Ich sah kurz in die traurigen Augen meines Gegenüber. Diese schauten schnell weg, wie jeder es macht der angesehen wird.
Ich hörte das Pfeifen des Zugbegleiters und kurz danach setzte sich der Zug in Bewegung.
Er verließ den Bahnhof und fuhr in die unendliche Dunkelheit. Regen prasselte auf das Dach. Das Licht in der Kabine flackerte.
Ich schloss meine Augen. So war es viel erträglicher als vorher.
Es war wie die Fensterscheibe. Ein Moment der Ruhe.
Ich vergas alles um mich herum.
Ich döste einige Zeit und irgendwann bemerkte ich nicht mal mehr das hin und herwackeln des Zuges.
Eine sanfte Stimme fragte mich ob der Platz neben mir noch frei sei.
Ich sah neben mir eine junge blonde Frau stehen.
Ihre Haare waren Schulterlang und sie hatte kristallgrünen Augen. Ihr Lächeln war so wunderschön und überbot alles was ich an diesem Tag gesehen hatte.
Es war als wäre die Sonne unmittelbar neben mir aufgegangen.
Ihre Wärme strahlte zu mir herüber.
Ich wollte ihr sagen dass der Sitz noch frei ist, doch in diesem Moment drehte sie sich um und verschwand schließlich dort wo sie hergekommen war.
In der Dunkelheit und den vielen Menschen. Die Kälte kam zurück.
Ich öffnete meine Augen weil man nach meiner Fahrkarte fragte.
Die Wirklichkeit hatte mich wieder. Die beschlagene Scheibe war wieder klar.
Jannik Martens

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