Dienstag, 24. Februar 2009

Fahrt ins Ungewisse

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Wir waren mit ungefähr 50 Leuten, wie viele es wirklich waren weiß ich nicht, in einem Wagon zusammengepfercht. Manche, besonders Kinder, von uns sind schon vor schwäche und der langen Fahrt, wie lang weiß niemand, gestorben. Die Kinder waren laut am schreien und alle hatten große Angst.
Wir waren angekommen, wo wusste niemand, aber jeder hatte eine leise Vorahnung. Wir hörten lautes Gebell und viele grausame Menschenschreie. Auch hörte man das Durchladen mehrerer Maschinengewehre, was einen immer wieder vor Schreck erstarren ließ.
Unsere Vorahnung wurde Realität, wir waren in einem sogenannten Konzentrationslager.
Eigentlich sollten wir in eine andere Fabrik verlegt werden, doch wir waren falsch angekommen. Jetzt wurden wir von Hunden und Offizieren aus den Wagons gejagt, mussten uns in einer Reihe aufstellen, durchzählen und ausziehen. Ich glaube, dass wir mehr vor Angst als vor Kälte zitterten, obwohl viel Schnee lag. Direkt wurden uns die Haare geschnitten und wir mussten duschen gehen. Die Nacht verbrachten wir in einer großen Lagerhalle, weit ab von jeglicher Zivilisation. Ein paar von uns versuchten zu fliehen, wurden aber von schwer bewaffneten Männern erschossen oder scheiterten an den Stromzäunen.
Die Nacht sollte die schlimmste meines Lebens werden. Immer wieder hörte man Schreie, dann Schüsse und dann wieder Schreie. In unserer Lagerhalle patrouillierten mehrere Soldaten. Man durfte kein Wort sagen und der leiseste Schrei eines Kindes konnte den Tod bedeuten. Alle hatten eine unbeschreiblich große Angst.
Am nächsten Morgen, keiner hatte ein Auge zugetan, wurden wir mit lauten, kommandierenden Schreien geweckt. Wir mussten uns anziehen und wurden wieder, genauso wie ein paar Tage davor, in die Wagons gezwängt.
Wir fuhren wieder einen Tag und eine Nacht, hörten lautes Artilleriefeuer und Jagdflugzeuge, mussten öfters anhalten, austeigen und wie Vieh zusammengepfercht in der Kälte stehen und dann wieder einsteigen. Als wir ankamen, standen wir vor einer großen Fabrikhalle und hörten Maschinen rattern. Endlich waren wir wieder in einer Fabrik von unserem Arbeitgeber. Er hatte sein Versprechen gehalten. Vorerst waren wir gerettet.
Timo Gubbels

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