Donnerstag, 26. Februar 2009

„Der Zug hielt und …“

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Er führte einen kalten Wind mit sich. Doch das kannte ich ja; denn ich stand nun schon oft am Gleis und wartete, bis jetzt aber vergeblich. Diesmal am Gleis 7. Qualm stieß aus dem vorderen Teil des Zuges. Die Räder wirbelten Dreck auf. Dann öffneten sich die Türen. Menschen traten auf das Gleis und ließen Tauben aufschrecken. Diese hässlichen, schmutzigen Vögel. Sie saßen im ganzen Bahnhof, die meisten mit verkrüppelten Beinen oder Flügeln, ja sie passten hierher.
Viele andere Menschen warteten mit mir. Manche hatten vielleicht auch noch ein bisschen Hoffnung wie ich, dass dachte ich mir oft, doch man konnte es keinem einzigen ansehen.
Ich schaute genau auf die Türen. Ich versuchte auf jede Türe gleichzeitig zu gucken, doch das war fast unmöglich. Jedes Gesicht versuchte ich zu erwischen, doch ich musste jedes Mal genau hinschauen. Ich wusste nicht ob ich ihn wieder erkennen würde. Vielleicht hatte er sich ja auch total verändert, seit damals als klar war, dass er für unbestimmte Zeit weg muss.
Doch ich war nicht die Einzige, viele andere Frauen waren in der gleichen unglücklichen Situation wie ich und warteten vergebens am Bahnhof. Immer wieder ließ mich dieser Ort hoffen, wenn ein Zug einfuhr, doch glücklich war ich nie wenn ich hierher kam; denn ich wusste, dass ich wieder alleine heimkehren werde, doch die ewige, kleine Hoffnung blieb.
Wenn ich mich dann auf den Rückweg machte, dachte ich oft daran, dass mittlerweile ein Brief eingetroffen sein könnte indem steht, dass er im Krieg gefallen sei. Nur ob ich mich deswegen beeilen sollte, um endlich im Klaren zu sein oder ob ich dies lieber nie erfahren wollte, wusste ich nie.
Tom Foitzik

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