Donnerstag, 26. Februar 2009

Der graue Alltag

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Ich stieg in die überfüllte, von außen mit Graffiti beschmierte Bahn. Ich passte gerade noch so hinein und schaute mich vorsichtig um, nachdem der Zug den Bahnhof langsam verlassen hatte, viele dunkle Gesichter, die auf den Boden starrten. Einige lasen stur in ihrer Zeitung oder blickten gelangweilt aus dem Fenster. Genervt sah ich auf die Uhr und stöhnte, noch eine halbe Stunde bis der Zug an meiner Haltestelle zur Arbeit ankam. An die Zugtüre gelehnt kramte ich ein Buch aus meiner Tasche und versuchte zu lesen. Doch meine Augen waren an diesem Morgen noch zu schwer, um lange dem Verlauf des Romans zu folgen. Das Buch landete wieder tief in meiner dunklen Tasche. Gelangweilt sah ich nun auch aus dem Fenster. Die holprige Fahrt ging die meiste Zeit durch dunkle Wälder bis wir wieder an einem Bahnhof ankamen. Einige Stationen später, der Zug wurde langsam wieder leerer, schaute ich mich noch einmal um. Wieder nur graue lange Gesichter. Doch da ein junges Mädchen grinste breit übers ganze Gesicht und lachte mit einer Freundin. Ich schaute ihnen bei ihren Albernheiten zu. „Sie scheinen wohl unterwegs in die Stadt zu sein“, dachte ich mir. Die gute Laune der Beiden steckte mich an. Grinsend stand ich den Rest der Fahrt über an der Zugwand und merkte nicht, wie schnell die Zeit verging und verpasste so fast meinen Bahnhof. Ich stieg aus und fragte mich nur, warum ich die Beiden vorher nicht lachen gehört hatte.
Mathias Heister

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