Dienstag, 24. Februar 2009

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Nervös blickte Tamara von links nach rechts. Sie versuchte sich zu beruhigen. Ihr würde man bestimmt nicht anmerken, was sie vorhatte. Sie würde es durchziehen, dem war sie sich sicher. Der Zug öffnete seine Türen. Die Zeit schien still zu stehen. Tamara sah sich um, alles bewegte sich wie in Zeitlupe, die Menschen, die sonst so hecktisch durcheinander liefen, schienen sich kaum zu rühren. Sie nahm zwei letzte tiefe Atemzüge, bevor sie sich auf den Weg machen würde. Die kalte Luft presste sich in ihre Lunge, so dass ihr das Atmen fast unmöglich schien. Sie blickte auf den Koffer vor ihren Füßen. Tamaras Uhr piepte. Es war 12 Uhr. Ihr blieben noch genau 5 Minuten. Verzweifelt nahm sie den Koffer. Nun musste sie sich beeilen um den Zug noch zu erwischen. Sie lief schnellen Schrittes zur hintersten Tür des Zuges. Zögerlich stieg sie ein. Sie lief einige Wagons nach vorn. Ihre Nervösität wurde immer größer. Sie blickte über die Gesichter der Fahrgäste. Eine ältere Frau lächelte sie freundlich an. Das lächeln bohrte sich in Tamaras Herz aber noch bevor sie sich ihrer Sache unsicher wurde ging sie weiter. Vorbei an spielenden Kindern und fröhlichen Eltern. Tamara zitterte jetzt am gesamten Körper. Sie war an der nächsten Tür angekommen. Noch 2 Minuten. Langsam und möglichst unauffällig stellte sie den Koffer in einer versteckten Ecke des Ganges ab. Der Zug zischte erneut. Hastig verließ Tamara den Zug. Sie lief und drehte sich nicht um. Dann hörte sie den Zug abfahren. Das Lächeln der alten Frau, die spielenden Kinder, die glücklichen Eltern. Das alles ging ihr nicht aus dem Kopf. Ihr wurde schlecht. Jetzt war es zu spät. Mit schlechtem Gewissen blickte sie auf ihre Uhr. Noch 5 Sekunden.4, 3, 2, 1.

© Ricarda Walter

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