Dienstag, 24. Februar 2009

EINE ALTE BEKANNTSCHAFT

Der Zug hielt und ein lautes Zischen war zu hören. Ich stand am Bahnsteig und wartete gespannt auf die Menschen die den Zug verließen, in der Hoffnung, mein alter Schulfreund hätte sein Versprechen gehalten und besuchte mich. Wir hatten das letzte Mal miteinander telefoniert, als er in den Zug stieg und mir mitteilte, wann sein Zug im Bahnhof ankam. Ich beobachtete also die Menschenmenge, konnte meinen alten Schulfreund jedoch nirgends entdecken. Ich ging zur Fahrplanauskunft, um zu sehen, wann der nächste Zug kam. Vielleicht hatte er den Zug einfach nur verpasst. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete auf den nächsten Zug, der in 30 Minuten kommen sollte. Ich erinnerte mich daran, wie er in der Schulzeit war und stellte erschrocken fest, das er ein leichtgläubiger Mensch war, der alles und jedem sofort vertraute. Als ich so meinen Gedanken hinterherhing, hörte ich erneut ein Zischen und der nächste Zug hielt im Bahnhof. Aber mein Schulfreund war auch dieses Mal nicht bei der Menschenmenge, die aus dem Zug stieg. Ich war beunruhigt und überlegte, was ich machen könnte. Ich tat das Naheliegendste und rief in auf seinem Handy an, aber dort ging nur die Mailbox ran. Erneut setzte ich mich auf die Bank und versuchte mich zu erinnern, was er zuletzt gesagt hat. Aber an seinen Worten war nichts ungewöhnliches zu bemerken. Ich beschloss, mir eine Fahrkarte in die andere Richtung zu kaufen und ihn bei sich zu Hause zu besuchen. Der Zug, der inzwischen im Bahnhof eingefahren war, zischte vor sich hin, als ich einstieg. Es dauerte noch ein paar Minuten, dann fuhr der Zug an. Wir fuhren ungefähr 20 Minuten, als der Zug plötzlich sein Tempo verlangsamte und schließlich stehen blieb. Ich schaute aus dem Fenster um zu sehen, was der Grund für den Halt mitten im Nirgendwo war. Dort, ein Stück von der Lok entfernt, lag etwas auf den Schienen. Einer Eingebung folgend, stieg ich aus dem Zug aus und wollte mir dieses Etwas genauer ansehen. Als ich näher kam, sah ich meinen alten Schulfreund auf den Schienen liegen. Ich war wie gelähmt von der Szenerie. Da die Polizei inzwischen am Ort des Geschehens angekommen war, konnte ich Ihnen bestätigen, das es sich bei dem Mann um die Person handelte, die auf seiner Bankkarte stand, denn mehr als seine Bankkarte hatte er nicht dabei. Ich fand das sehr komisch, denn er hätte ja auch eine Fahrkarte haben müssen. Ich fuhr geschockt nach Hause. Wie in einem schlechten Traum erlebte ich die nächsten Tage. 5 Tage nach dem Geschehen war ein Artikel in der Zeitung, in dem stand, das ein sehr leichtgläubiger Mann einem falschen Schaffner nach einer Notbremsung nach draussen gefolgt wäre, um zu schauen, was die Notbremsung ausgelöst hatte und auf den Schienen erstochen worden wäre. Der Mann wurde einfach auf den Schienen liegen gelassen. Und alles nur, wegen ein bisschen Bargeld und einer Bahnfahrkarte. Ich beschloss, den Mörder meines Schulfreundes zu suchen.
von Sascha Düttmann

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